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Hörner enthalten Dutzende von Neusilberteilen. Neusilber enthält zwischen 12 und 18% Nickel, der Rest ist Kupfer und Zink, kein Silber. Bei Verwendung des Neusilbers in Drehqualität sind ungefähr 3% Blei beigemischt. Nebenbei: Bei Engelbert Schmid Hörnern enthält das Neusilber der Züge und der Ventilbüchsen kein Blei. Die Anwendung von Neusilberteilen ist sehr praktisch, da diese Legierung sehr stabil, dauerhaft und mit 3% Blei leicht zu drehen ist. Und die Farbe passt zu allen anderen Legierungen, zu Messing, Goldmessing und Sterling Silber. Doch der Anteil an Nickel kann dem Hornisten das Hornblasen zur Hölle oder sogar unmöglich machen., wenn der Hornist eine Nickelallergie hat, die nicht selten vorkommt. Wahrscheinlich wissen viele Hornisten nicht, dass ihre allergische Reaktion vom Nickel in ihrem Instrument kommt. (Vorwort von Engelbert Schmid)

Martin LarsMartin Gottschalk (Solohornist „Sondeiyllands Symfoniorkester) interviewt seinen Kollegen Lars Kristiansen (2. Horn S.S.) und den Hornbauer Engelbert Schmid: 

G zu K: Wie ernst waren Deine Probleme mit der Nickelallergie?

K: Sie fingen an sehr ernst zu werden, aber ich hörte rechtzeitig mit dem Hornspielen auf. Ich habe eine Nickelallergie seit ich 12 bin. Ich bemerkte es, weil ich keine Halskette tragen konnte.

Als ich mit 15 mit dem Horn anfing, hatte ich die ersten Jahre keine Probleme. Soweit ich mich erinnere war ich um die 20 als ich an meinen Fingern vom Schallbecher reagierte, da dort der Lack abgenutzt war...und ich spielte die ganze Zeit auf einem Neusilberinstrument. Die nächsten Jahre benutzte ich Fingerhandschuhe was wirklich gut funktionierte, doch mit 31 traten nach und nach viele allergische Reaktionen auf. Ungefähr jede dritte Woche hatte ich offene Stellen in meinem Mund. Er war dazu noch sehr trocken und manchmal trat ein brennendes Gefühl auf.

Es zeigten sich noch einige andere Symptome wie Kopfschmerzen, Ausschläge, vor allem am oberen Bereich des Kopfes und an meinem rechten Oberschenkel (Ich dachte, dass es dort eine Reaktion auf meine Autoschlüssel sei). Das Schlimmste war meine Müdigkeit. Später fand ich heraus, dass sich auch eine Gräserallergie entwickelt hatte und ich auf Essen mit hohem Nickelgehalt reagierte wie z.B. Nüsse, Soja oder Schokolade.

G zu S.: Wie haben Sie auf die erste Anfrage reagiert?

S: Sie kam per e-mail und so konnte ich zuerst ein wenig darüber nachdenken. Danach wollte ich wissen wie ernst die Anfrage ist und ob er noch auf andere Metalle allergisch reagiert.

K.: Herr Schmid nahm meine Anfrage von Anfang an ernst und war sehr interessiert. Ich habe viele Hornbauer kontaktiert, doch die einzige Hilfe die sie mir anbieten konnten, war eine äußere Vergoldung. Das hätte mir aber nicht viel geholfen, da ich durch das Instrument einatme und auf die nickelhaltige Luft allergisch reagiere - eine Angewohnheit die ich nicht ablegen konnte um weiterhin professionell zu spielen. Ich war an einem komplett nickelfreien Horn interessiert.

S: Ich sagte zu Herrn Kristiansen, dass, falls ich ein nickelfreies Horn baue, würde ich keine Kompromisse eingehen, d.h. ich würde alle nickelhaltigen Teile ersetzen. Als ich eine Liste der Teile erstellte, die alle ersetzt werden müssen, war ich selbst sehr überrascht, dass an einem Doppelhorn mehr als 40 Teile Nickel enthalten. Sogar die Stahlfedern, die Stahlachsen und die rostfreien Schrauben enthalten Nickel! Ich begriff, dass es sehr teuer sein würde all diese Teile durchweg mit der selben Präzision und ähnlicher Haltbarkeit zu ersetzen. Es war klar, dass ich die ganzen Mehrkosten nicht bei einem Horn verlangen konnte, und dass ich die Teile nicht nur für 1 Instrument machen oder bestellen konnte. Wir brauchten z.B. extra angefertigte Rohre für die Ventilbüchsen und für die Schleifen, was in sehr kleinen Mengen nicht möglich ist. Das alles zu organisieren war extrem zeitaufwendig. Als Beispiel, eine ganz normale Wasserklappe besteht aus 4 Teilen, die Nickel enthalten. In der Zeit, die wir in das nickelfreie Horn investierten, hätten wir 2 Tripelhörner bauen können, deren Material weniger gekostet hätte. Aber ich wollte Herrn Kristiansen helfen und versprach ihm, eine solches Horn zu bauen, komplett ohne Nickel.

MartinG zu K: Treten jetzt noch allergische Reaktionen auf?

K.: Wie ich vorher schon mal erwähnte, ist eine Lebensmittelallergie auf Nickel noch hinzugekommen, aber das kann ich kontrollieren. Solange ich meine Lust auf Schokolade und Nüsse im Griff habe, fühle ich keine allergischen Reaktionen mehr. Was mein Instrument betrifft, treten keine Symptome mehr auf und es ist schön, ohne die Fingerhandschuhe zu spielen. Herr Schmid hat mir sogar ein nickelfreies Etui und ein Gig Bag für das Flugzeug geliefert.

G. zu S.: Enthalten die Materialien die Sie benutzten, keine Spur von Nickel?

S.: Offensichtlich so gut wie keine, da sich bei Herrn Kristiansen überhaupt keine Reaktionen mehr zeigen. Aber die Zulieferer des Rohmaterials sagten, dass im Messing ein minimaler Anteil von 0,3 % sein kann. Ich teilte das Herrn Kristiansen mit und deswegen bestellte er ein Horn mit einem Sterling Silber Korpus, d.h. Becher, Schallstück, Anstoß, Mundrohr und Handschutz sind aus Sterling Silber (92,5% Silber, 7,5% Kupfer, keine Spur von Nickel). Diese Teile berührt man beim Horn am häufigsten. Wir versilberten die MS-Fingerplatten und Drücker und das ganze Horn wurde besonders sorgfältig lackiert, um zu garantieren dass man mit Sicherheit nicht mit Nickel in Berührung kommt. Ich persönlich denke, dass ein Messing-Korpus, der sorgfältig lackiert wird, in vielen Fällen auch schon helfen könnte.( L.K : Ich denke, dass dies in meinem Fall nicht geholfen hätte-auf der anderen Seite lackieren die meisten Instrumentenbauer ihre Instrumente nicht sorgfältig. Es hängt auch vom eigenen Schweiß ab. Ich kenne Leute deren Schweiß das Metall stark angreift.)

G. zu S.: Würde dann in vielen Fällen ein normales Horn mit Neusilberteilen aber mit intaktem Lack auch das Problem lösen?

S.: Nein, sicher nicht. Man kommt ja z.B. mit dem Öl das von den nickelhaltigen Stahlachsen kommt in Berührung, und ganz entscheidend ist die Luft, die man vom Inneren des Horns einatmet.

Engelbert-LarsG. zu K.: Wie hat das Instrument letztendlich funktioniert? Kommst Du gut damit zurecht?

K.: Ja, ich komme sehr gut zurecht. Es ist ganz anders im Vergleich zu meinem vorherigen Horn (Holton Farkas), auf dem ich immer gespielt habe, aber nach einer „Eingewöhnungsphase“ würde ich wirklich nicht mehr tauschen wollen. Ich finde, dass dieses Instrument ein Profihorn ist. Man kann sich auf die Intonation verlassen sowie auch auf die hervorragende Tonqualität, viel bessere Bindungen, es ist sehr einfach, schnell zu spielen, die Drücker sind gut plaziert. Ich hatte ein paar Probleme mit den Büchsen weil sie aus Messing sind aber wahrscheinlich muss ich erst lernen sie richtig zu ölen. Ich würde vorschlagen, dass ein Horn mit Titanbüchsen die optimale Lösung wäre. Dazu kommt, dass das Horn mit der MS, GM, Silberkombination sehr schön ausschaut. Das ist auch schon einigen meiner Kollegen aufgefallen. (S: Entscheidend für die Lauffähigkeit sind die Ventillager. Eine Titanbüchse wäre nicht praktikabel und würde an der Lauffähigkeit nichts ändern!).

G zu S.: Kommen die Eigenschaften seines Horns vom fehlenden Nickelanteils?

S.: Nein, überhaupt nicht. Herr Kristiansen hat einen weiten Sterling-Silber Becher bestellt, deshalb klingt es so. Es ist möglich, ein nickelfreies E.S.-Horn mit all den verschiedenen Klangvarianten zu bekommen (siehe Menüpunkt „Schallbecher“ in dieser Website). Die restlichen Eigenschaften sind typisch für Engelbert-Schmid Hörner. Die Herausforderung war, ein nickelfreies Horn zu bauen, das die selben akustischen und spielerischen Eigenschaften hat wie ein normales E.S. Doppelhorn. Momentweise gab es starke Versuchungen, mich auf Kompromisse einzulassen, die viel billiger gewesen wären, aber der Qualität des Horns schaden würden.

G. zu S.: Können Sie jetzt Ihre komplette Modellreihe nickelfrei bauen?

S.: Ja, es ist kein Problem auch ein Tripelhorn oder ein anderes Modell nickelfrei zu bauen. Da wir vom Becher bis zu den Ventilen alles selber machen, sind wir nun flexibel, jedes Modell nickelfrei zu bauen.


Brief einer kanadischen Kundin, die 2007 ein nickelfreies Horn gekauft hat:

Dear Engelbert Schmid,

after 6 months of playing on my sterling-silver, nickel-free horn, I wanted to write a note of thanks to you and your production team. Every day I admire your craftmanship and fall in love with this horn all over again. I have had no problems with my nickel-allergy since I began playing this instrument – it has given me back my carreer and my life, and I´m eternally grateful!

Lieber Herr Engelbert Schmid,

nachdem ich jetzt 6 Monate auf meinem nickelfreien Sterling-Silber-Horn spiele, wollte ich mich schriftlich bei Ihnen und Ihrer Mannschaft bedanken.Jeden Tag bewundere ich Ihr Handwerk und verliebe mich immer aufs Neue in das Horn. Ich hatte keine allergischen Reaktionen mehr seit ich mit diesem Instrument spiele – es hat mir meine Karriere und mein Leben zurück gegeben und ich bin für immer dankbar dafür!!